Ein Girokonto mit Dispositionskredit bietet finanziellen Spielraum – kann aber schnell zur Kostenfalle werden. Dispo-Zinsen gehören zu den teuersten Kreditformen überhaupt. In diesem Artikel erfährst du, welche Banken faire Konditionen bieten, wie du versteckte Kosten vermeidest und wann der Dispo wirklich Sinn macht.
Was ist ein Dispositionskredit?
Der Dispositionskredit – kurz Dispo oder Dispokredit – ist ein eingeräumter Überziehungsrahmen auf deinem Girokonto. Er ermöglicht dir, dein Konto bis zu einem vereinbarten Betrag zu überziehen, ohne dass du vorher einen Kredit beantragen musst.
Typische Merkmale eines Dispos:
- Automatische Verfügbarkeit nach Kontoeröffnung (meist nach 3-6 Monaten)
- Kreditrahmen richtet sich nach deinem Einkommen (meist 2- bis 3-faches Monatseinkommen)
- Zinsen fallen nur auf den genutzten Betrag an
- Keine feste Laufzeit oder Ratenzahlung
- Rückzahlung jederzeit möglich
Der Dispo ist praktisch für kurzfristige Engpässe – etwa wenn das Gehalt erst am 5. kommt, die Miete aber am 1. abgebucht wird. Für längerfristige Finanzierungen ist er jedoch viel zu teuer.
Dispo-Zinsen im Vergleich: Das kosten Überziehungen wirklich
Die Kosten für den Dispositionskredit unterscheiden sich erheblich zwischen den Banken. Hier liegt enormes Sparpotenzial.
Durchschnittliche Dispo-Zinsen 2025
- Direktbanken: 7,00 bis 10,00 Prozent pro Jahr
- Filialbanken: 9,00 bis 13,00 Prozent pro Jahr
- Sparkassen und Volksbanken: 9,50 bis 12,50 Prozent pro Jahr
- Geduldete Überziehung: 10,00 bis 15,00 Prozent pro Jahr
Rechenbeispiel: Bei einem genutzten Dispo von 1.000 Euro über 3 Monate:
- Bei 7 Prozent Zinsen: 17,50 Euro Kosten
- Bei 12 Prozent Zinsen: 30,00 Euro Kosten
- Unterschied: 12,50 Euro nur durch die Bankwahl
Banken mit günstigen Dispo-Zinsen
Einige Direktbanken bieten besonders faire Konditionen:
ING: 6,99 Prozent – eines der günstigsten Angebote am Markt, kostenlose Kontoführung ab 700 Euro Geldeingang
DKB: 7,49 Prozent – Aktivkunden erhalten automatisch einen Dispo-Rahmen, kostenlose Visa-Debitkarte inklusive
Comdirect: 7,90 Prozent – moderate Zinsen, kostenlose Kontoführung mit 3 Geldeingängen monatlich
C24: 7,49 Prozent – moderne App-Bank mit transparenten Konditionen und ohne Kontoführungsgebühren
Im Vergleich dazu verlangen viele Filialbanken über 10 Prozent – bei identischer Leistung.
Versteckte Kosten beim Dispositionskredit
Neben den offensichtlichen Dispo-Zinsen lauern weitere Kostenfallen:
1. Geduldete Überziehung
Wenn du dein Konto über den vereinbarten Dispo-Rahmen hinaus überziehst, greifen die Zinsen für geduldete Überziehung. Diese liegen oft 2-3 Prozentpunkte über dem normalen Dispo-Zins – bei manchen Banken sogar bei 15 Prozent.
Wichtig: Die Bank ist nicht verpflichtet, eine Überziehung über den Dispo hinaus zu dulden. Lastschriften können zurückgehen und zusätzliche Rücklastschriftgebühren entstehen.
2. Zinszahlungstermine
Dispo-Zinsen werden quartalsweise oder monatlich abgebucht. Bei bereits ausgereizttem Dispo führt die Zinszahlung selbst zur weiteren Überziehung – eine Spirale beginnt.
3. Dispo-Reduzierung ohne Vorwarnung
Banken können den Dispo-Rahmen jederzeit kürzen – besonders bei häufiger Nutzung oder wenn Einkommen sinkt. Das kann zu plötzlichen Zahlungsengpässen führen.
4. Konto-Gebühren zusätzlich
Manche Banken berechnen zusätzlich zu den Dispo-Zinsen noch Kontoführungsgebühren oder Gebühren für Überziehungsanzeigen. Prüfe das Preis-Leistungs-Verzeichnis genau.
Wie bekomme ich einen Dispositionskredit?
Den Dispo musst du normalerweise nicht gesondert beantragen – er wird automatisch eingeräumt, sobald du bestimmte Voraussetzungen erfüllst.
Voraussetzungen für einen Dispo-Rahmen
- Regelmäßiges Einkommen: Gehalt, Rente oder nachweisbare regelmäßige Eingänge
- Positive Schufa-Auskunft: Keine negativen Einträge oder laufende Inkasso-Verfahren
- Kontoführung über mehrere Monate: Meist 3-6 Monate, damit die Bank dein Zahlungsverhalten prüfen kann
- Volljährigkeit: Mindestens 18 Jahre alt
- Wohnsitz in Deutschland: Deutsche Meldeadresse erforderlich
So erhöhst du deinen Dispo-Rahmen
Falls dein aktueller Dispo-Rahmen nicht ausreicht:
- Gehaltserhöhung nachweisen: Reiche aktuelle Gehaltsnachweise ein
- Online-Antrag stellen: Viele Banken bieten eine Dispo-Erhöhung direkt im Online-Banking an
- Gespräch mit der Bank: Bei Filialbanken persönlich anfragen und Bedarf begründen
- Alternative Banken prüfen: Manche Banken gewähren großzügigere Rahmen als andere
Achtung: Eine Erhöhung ist keine Empfehlung zur Nutzung. Je höher der Dispo, desto größer die Versuchung und die potenziellen Kosten.
Wann lohnt sich der Dispo – und wann nicht?
Dispo macht Sinn bei:
Kurzfristigen Engpässen (1-4 Wochen): Gehalt kommt verspätet, unvorhergesehene Ausgabe steht an – der Dispo überbrückt flexibel.
Kleinen Beträgen (bis 500 Euro): Bei niedrigen Beträgen halten sich die Zinskosten in Grenzen und die Rückzahlung ist schnell möglich.
Einmaligen Notfällen: Autoreparatur, kaputte Waschmaschine – wenn keine Rücklagen vorhanden sind.
Dispo ist zu teuer bei:
Längerer Nutzung (mehr als 3 Monate): Ab diesem Zeitpunkt wird ein Ratenkredit deutlich günstiger. Ratenkredite kosten oft nur 3-6 Prozent Zinsen statt 7-13 Prozent beim Dispo.
Dauerhafter Kontoüberziehung: Wer permanent im Minus ist, sollte dringend einen Ratenkredit zur Umschuldung nutzen oder ein Haushaltsbuch führen.
Hohen Beträgen (über 1.000 Euro): Die Zinsbelastung wird erheblich. Beispiel: 2.000 Euro Dispo über 6 Monate bei 10 Prozent Zinsen = 100 Euro nur für Zinsen.
Alternativen zum Dispositionskredit
Wenn du merkst, dass du den Dispo häufiger oder länger nutzt, gibt es bessere Lösungen:
1. Ratenkredit zur Umschuldung
Ein klassischer Ratenkredit ist bei längerer Laufzeit viel günstiger:
- Zinsen oft nur 3-6 Prozent (statt 7-13 Prozent)
- Feste Raten helfen bei der Rückzahlung
- Planbarkeit durch feste Laufzeit
Tipp: Viele Banken bieten einen Dispoausgleichskredit an – speziell dafür gedacht, den Dispo zurückzuführen.
2. Kreditkarte mit Verfügungsrahmen
Manche Kreditkarten bieten zinsfreie Zahlungsziele von bis zu 30 Tagen. Wenn du innerhalb dieser Frist zurückzahlst, entstehen keine Zinsen – eine kostenlose Alternative zum Dispo für kurzfristige Ausgaben.
3. Notgroschen aufbauen
Langfristig die beste Lösung: Ein finanzielles Polster ansparen. Schon 500-1.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto machen dich unabhängig vom Dispo und sparen Zinsen.
Strategie: Richte einen Dauerauftrag ein, der automatisch einen kleinen Betrag (z.B. 50 Euro) monatlich auf ein separates Sparkonto überweist.
4. Kostenlose Girokonten mit niedrigem Dispo
Wenn du den Dispo ab und zu brauchst, wähle gezielt eine Bank mit niedrigen Dispo-Zinsen. Der Unterschied zwischen 7 und 12 Prozent macht langfristig Hunderte Euro aus.
Dispo richtig nutzen: Praktische Tipps
Falls du den Dispositionskredit nutzt, beachte diese Regeln:
1. Nur kurzfristig nutzen
Plane die Rückzahlung bereits beim ersten Euro Überziehung. Idealerweise ist der Dispo mit dem nächsten Gehaltseingang wieder ausgeglichen.
2. Dispo-Alarm einrichten
Viele Banking-Apps bieten Push-Benachrichtigungen, sobald du ins Minus rutschst. So behältst du die Kontrolle und vermeidest ungewollte Überziehungen.
3. Zinskosten im Blick behalten
Schau regelmäßig in deinen Kontoauszug: Wie viel Zinsen hast du bereits gezahlt? Das motiviert zur schnellen Rückzahlung.
4. Automatische Rückzahlung einrichten
Wenn möglich, richte einen Dauerauftrag ein, der automatisch einen festen Betrag zur Dispo-Rückführung nutzt – etwa 10 Prozent des Nettogehalts.
5. Geduldete Überziehung vermeiden
Halte dich strikt an deinen Dispo-Rahmen. Eine Überziehung darüber hinaus kostet nicht nur mehr Zinsen, sondern kann auch zur Kontosperrung führen.
Häufige Fehler beim Umgang mit dem Dispo
Fehler 1: Dispo als dauerhaften Kredit nutzen
Viele Menschen leben dauerhaft im Dispo und zahlen Monat für Monat hohe Zinsen. Das ist die teuerste Form der Finanzierung.
Lösung: Ratenkredit aufnehmen, Dispo komplett zurückführen und bei Null starten.
Fehler 2: Dispo-Rahmen als verfügbares Geld betrachten
Der Dispo ist kein Guthaben, sondern ein teurer Kredit. Nur weil 2.000 Euro Verfügungsrahmen da sind, solltest du sie nicht nutzen.
Lösung: Mentale Grenze ziehen – Dispo nur im echten Notfall.
Fehler 3: Zinsen ignorieren
Viele Kontoinhaber wissen gar nicht, wie viel sie jährlich an Dispo-Zinsen zahlen. 200-300 Euro pro Jahr sind keine Seltenheit.
Lösung: Kontoauszüge prüfen, Zinszahlungen addieren und wachrütteln lassen.
Fehler 4: Bank nicht wechseln trotz hoher Zinsen
Aus Bequemlichkeit bleiben viele bei ihrer Hausbank – obwohl Direktbanken den Dispo für die Hälfte anbieten.
Lösung: Kontowechselservice nutzen – dauert nur 2 Wochen und spart langfristig viel Geld.
Fazit: Dispo mit Bedacht nutzen
Ein Girokonto mit Dispositionskredit ist praktisch für kurzfristige finanzielle Engpässe – aber nur, wenn du die Kosten im Griff hast. Achte auf günstige Dispo-Zinsen, nutze den Rahmen nur für echte Notfälle und zahle schnellstmöglich zurück.
Konkrete Handlungsempfehlungen:
- Wähle eine Bank mit Dispo-Zinsen unter 8 Prozent
- Nutze den Dispo maximal 2-3 Monate am Stück
- Bei dauerhafter Überziehung: Ratenkredit zur Umschuldung nutzen
- Baue langfristig einen Notgroschen auf, um unabhängig vom Dispo zu werden
Der beste Dispo ist der, den du nicht brauchst – aber wenn doch, sollte er fair und transparent sein.


